Schusstechnik im Eishockey: So funktionieren Schlagschuss und Co.

Eishockey-Profi Matthias Plachta von den Adlern Mannheim über das Schusstraining auf dem Eis

Eishockeyspieler beim Schuss ins Tor und Torhüter im Eishockeytor

Beim Schlagschuss im Eishockey kann der Puck mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 175 km/h über das Eis ins Netz fliegen. Das beweist, dass bei dieser Sportart die richtige Schusstechnik gelernt sein will. Wir haben unter anderem mit dem Eishockey-Profi Matthias Plachta gesprochen und erklären Ihnen hier nicht nur, welche Schusstechniken es gibt, sondern auch, mit welchen Übungen Sie sich gezielt verbessern können.

Eishockey – der schnellste Mannschaftsport der Welt

Zuerst einmal: Wussten Sie, dass Eishockey der schnellste Mannschaftssport der Welt ist? Nicht nur die Spieler auf dem Eis, sondern auch die abgefeuerten Pucks erreichen Spitzengeschwindigkeiten, die keine andere Mannschaftssportart zu überbieten weiß.

Aber wie funktioniert das eigentlich physikalisch? Und welche Geschwindigkeit kann ein Puck erreichen? Die Spieler der Kölner Haie und Prof. Dr. Metin Tolan von der Technischen Universität Dortmund erklären, was es mit den Gesetzen der Physik auf sich hat:

Klicken Sie HIER, um sich das Video anzusehen.

Im folgenden Teil erklären wir Ihnen, welche Schusstechniken es im Eishockey gibt, wo Muskelkraft und Dynamik eine große Rolle spielen und Sie werden sehen, warum Sie vor allem beim Schlagschuss auf Ihre Zähne aufpassen sollten.

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Die richtige Schusstechnik im Eishockey

Obwohl beim Eishockey teilweise die Pucks in rasanten Geschwindigkeiten übers Eis fegen, ist Kraft nicht allein der entscheidende Faktor für einen präzisen und treffsicheren Schuss. Vor allem die richtige Technik, das Timing und das nötige Tempo sollten in diesem Fall nicht außer Acht gelassen werden.

Was aber macht eine gute Schusstechnik nun wirklich aus? Matthias Plachta, Profispieler bei den Adlern Mannheim, ist grundsätzlich der Ansicht, dass dies schwer zu verallgemeinern sei. „Es gibt nicht das eine Rezept. Jeder Eishockeyspieler muss für sich herausfinden, mit welcher Technik er am besten fährt. Wichtig ist, dass am Ende ein harter, genauer und schneller Schuss herauskommt“, sagt der Eishockey-Experte. Das sei seiner Meinung nach zum Großteil Übungssache und ein Lernprozess, der sich irgendwann automatisiert.

Neben dem Schlagschuss – dem wohl härtesten Schuss im Eishockey – stellen wir Ihnen die wichtigsten Schusstechniken vor und erklären, worauf es dabei ankommt.

Eishockey-Schläger und Puck auf dem Eis
Nicht nur Kraft, sondern auch die richtige Technik ist beim Eishockey entscheidend.

Der Schlagschuss

Der Schlagschuss (im Englischen auch slap shot genannt) bezeichnet eine – wie der Name schon vermuten lässt – Schusstechnik im Eishockey, mit der grundsätzlich die härtesten und schnellsten Schüsse erzielt werden. Der Puck kann dabei unglaubliche Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 175 km/h erreichen.

In unserem Video zeigt Ihnen Eishockey-Profi Christian Ehrhoff, wie Sie den Schlagschuss richtig ausführen:

Der Schlagschuss lässt sich bei der Ausführung normalerweise in vier Phasen einteilen:

1. Der Spieler macht zuerst eine weite Ausholbewegung mit dem Schläger. Die Kelle (Schlägerblatt) – also der Teil des Eishockeyschlägers, mit dem der Puck geschossen wird – sollte sich dabei ungefähr auf Höhe seiner Schulter befinden.
2. Als nächstes schwingt der Schütze den Schläger mit viel Schwung nach unten. Die Kelle sollte in dieser Phase direkt vor dem Puck auf dem Eis aufkommen und weiter auf den Puck zugleiten. Der Spieler muss nun sein Gewicht vollständig auf den Schläger verlagern, sodass dieser sich durchbiegt und den Puck stark beschleunigt (Federwirkung).
3. Daraufhin führt der Schütze mit einer Hüftdrehung den Schläger energisch nach vorne.
4. Je versierter der Spieler sein Ziel fokussiert und den Schläger geführt hat, desto präziser ist der Schlagschuss.

Dass der Schläger beim sogenannten slap shot wie ein Bogen gespannt werden muss und sich durchbiegt, ist hier kurz vor der Schussabgabe optimal:

Da ein Spieler beim Schlagschuss eine große Ausholbewegung mit dem Schläger machen muss, um die nötige Energie auf den Puck übertragen zu können, sind bei dieser Schusstechnik ausreichend Platz, Kraft und natürlich die nötige Treffsicherheit entscheidend.

Aber: Muskelkraft alleine reicht beim Schlagschuss nicht aus. Der Trick dabei ist das Timing. Sie müssen das Eis vor dem Puck treffen. So spannt sich der Schläger wie eine Feder. In der Biegung des Sticks wird die gesamte Energie gespeichert, die der Spieler durch den Anlauf und die Rotationsbewegung des Oberkörpers entwickelt hat. Diese Energie kann dann schlagartig an den Puck abgegeben werden. Das Ergebnis: ein harter, schneller Schuss mit der nötigen Power.

Wie der slap shot eines Profis aussieht und welch massive Kräfte bei dieser Schusstechnik auf dem Eis wirken, können Sie hier in Slow Motion aus unterschiedlichen Perspektiven sehen – und natürlich hören. Denn beim Schlagschuss ist schließlich auch der Sound unverwechselbar. Übrigens: Dass ein massiver Eishockey-Schläger bei einem besonders harten Schlagschuss wie ein Zündholz einfach in zwei Teile zerbrechen kann, ist keine Seltenheit.

Aus vergangenen Tagen: Der kanadische NHL-Spieler Bernie Geoffrion hat erstmals mit dem Schlagschuss auf dem Eis für Furore gesorgt. Die Schusstechnik galt seit 1951 als sein Markenzeichen. Geoffrions Spitzname „Boom Boom“ ist zum Beispiel von dem Geräusch seiner besonders harten Schüsse abgeleitet.

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Der Handgelenkschuss

Der Handgelenkschuss (im Englischen auch wrist shot genannt) ist eine Schusstechnik im Eishockey, die meistens auf engem Raum angewandt wird. Der wrist shot lebt hier von seinem Überraschungseffekt. Die Präzision und schnelle Ausführung lassen dem Torhüter oft keine Chance.

Ein Handgelenkschuss kann von einem versierten Eishockey-Spieler schnell und trotzdem kontrolliert abgegeben werden. Er muss dafür nur eine sehr geringe Ausholbewegung machen, weshalb mit dieser Technik vor allem bei gegnerischer Bedrängnis gespielt wird.

Der enge Kontakt zwischen Schläger und Puck wird im Spiel meist erst kurz vor dem Abschuss durch ein sogenanntes „Nach-hinten-Ziehen“ aufgegeben, damit der Puck dann mit einer geübten Drehbewegung des Handgelenks – ähnlich wie beim Kickerspielen – vom Schützen abgefeuert werden kann.

Dass es beim Handgelenkschuss aber nicht nur auf die richtige Drehbewegung des Handgelenks, sondern vor allem auch auf eine ausbalancierte Gewichtsverlagerung (Schussbein und Schwungbein) und die zielgerichtete Position des Spielers zum Puck ankommt, zeigt Jeremy Rupke anschaulich Schritt für Schritt in folgendem Video. Der leidenschaftliche Eishockey-Spieler betreibt übrigens den Blog How to Hockey mit dazugehörigem YouTube-Kanal und stellt dort sein umfassendes Wissen vor allem zum Thema Hockey Skills zur Verfügung.

Der Schnappschuss

Nein, mit dem Schnappschuss (im Englischen auch snap shot genannt) ist im Eishockey keine Momentaufnahme eines besonders gelungenen Treffers gemeint. Der sogenannte snap shot gilt im Prinzip als ein verkürzter wrist shot (Handgelenkschuss), bei dem der Puck zusätzlich mit der Kraft des slap shot (Schlagschuss) abgefeuert wird. Man kann sagen: Eine gute Mischung, die gelernt sein will.

Der Schnappschuss wird vor allem in direkter Tornähe genutzt, denn hier ist es besonders wichtig, dass der Puck so schnell wie möglich abgespielt wird. Diese Schusstechnik sollte also jeder versierte Eishockeyspieler beherrschen, um Torchancen effektiv nutzen und überraschende Treffer erzielen zu können.

Natürlich ist auch beim sogenannten snap shot Präzision und die korrekt ausbalancierte Gewichtsverlagerung das A und O, wie Jeremy Rupke in diesem Video eingehend verdeutlicht:

Der Rückhandschuss

Der Rückhandschuss (im Englischen auch backhand shot oder backhander genannt) ist eine Schusstechnik, bei der der Puck mit der Rückseite der Kelle (Schlägerblatt) gespielt wird. Beherrscht ein Spieler einen starken und treffsicheren Schuss mit der Rückhand, eröffnet ihm das vielfältige Tormöglichkeiten.

Denn es gilt: Der Rückhandschuss ist zwar weniger präzise als der Handgelenkschuss, kann aber durchaus für Verwirrung beim Torhüter sorgen. Sieht dieser die Schussabgabe nicht rechtzeitig kommen, wird es ihm schwerfallen, den Puck zu stoppen und ein Tor zu verhindern.

Außerdem ist beim sogenannten backhand shot Zeit der entscheidende Faktor: Während einer rasanten Etappe bleibt oftmals einfach nicht genügend Spielraum, um schnell die Führung des Sticks zu wechseln. Damit eine mögliche Torchance aber nicht einfach vertan wird, eignet sich in diesem Fall ein zielgerichteter Schuss mit der Rückhand.

Worauf Sie bei einem korrekten Rückhandschuss achten sollten, hat Jeremy Rupke hier ausführlich zusammengefasst:

Der Bauerntrick

Mit dem sogenannten Bauerntrick (im Englischen auch wrap around genannt) kann im Eishockey sehr schnell und effektiv ein Tor erzielt werden.

Dabei bewegt sich der Schütze in hohem Tempo direkt hinter das gegnerische Tor und versucht, mit einer schnellen Drehbewegung den Puck am Torhüter vorbei in die gegenüberliegende Seite des Netzes zu befördern. Erkennt der Torhüter das Manöver zu spät, ist der Bauerntrick eine hervorragende Chance, ein schnelles Tor zu erzielen.

Hier können Sie den Moment kurz vor der Schussabgabe sehen. Der Schütze ist im Begriff, den Puck direkt in die gegenüberliegende Ecke, die gerade nicht vom Torhüter geschützt wird, zu spielen:

Übrigens: Wussten Sie, dass in der Schweiz diese spezielle Schusstechnik seit jeher Buebetrickli genannt wird?

Wie kann man seine Schusstechnik gezielt verbessern?

Da es bei einem erfolgreichen Treffer im Eishockey vor allem auf die Schussqualität ankommt, gelten Variation und das optimale Zusammenspiel von Stick und Scheibe als Grundvoraussetzungen, die jeder Spieler erlernen und stets weiter ausbauen sollte. Dafür sind Kondition, Kraft, Schnelligkeit und ein gutes Reaktionsvermögen unabdingbar.

Dass bei Profimannschaften aber kein spezielles Schusstraining mehr stattfindet, bestätigt Matthias Plachta von den Adlern Mannheim: „Im Nachwuchs wird die Schusstechnik noch trainiert, auch den Sommer über und teilweise mit speziellen Schusstrainern. Ab einem gewissen Alter gibt es aber kein geleitetes Training mehr. Wir schießen nach den Mannschaftstrainings immer mal wieder ein paar Pucks. Aber das entscheidet jeder für sich ganz individuell.“

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Training auf dem Eis: schießen, schießen, schießen

Wer seine Schusstechnik auf dem Eis verbessern möchte, dem rät der Eishockey-Profi grundsätzlich eines: „Es gibt zwar Schussmaschinen, mit denen man jegliche Situation auf dem Eis sowie jede Schussart und -richtung simulieren kann. Letztlich muss man aber einfach schießen, schießen, schießen. Um ein wenig an der Härte zu arbeiten, gibt es spezielle Pucks, die etwas schwerer sind als die Spielscheiben. Aber auch mit diesen gilt: einfach schießen, schießen, schießen. Denn die richtige Technik ist am Ende auch immer eine Gefühlssache.“

Eishockeyspieler beim Schuss
Um die Schusstechnik im Eishockey gezielt verbessern zu können, gilt der Grundsatz: schießen, schießen, schießen.

Schusstechnik und Schusskraft sind also die ausschlaggebenden Komponenten, um im Eishockey Torchancen erfolgreich nutzen zu können. Damit die Spieler aber auch die Situation auf dem Eis entsprechend einschätzen und darauf regieren können, ist es sinnvoll, ein Reaktionstraining und die regelmäßige Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit in den Trainingsplan zu integrieren. Wie ein effektives Training am Boden aussehen kann, zeigen wir Ihnen im nächsten Punkt.

Schusskraft verbessern

Um vor allem die nötige Schusskraft für wrist shot und snap shot entwickeln zu können, ist es sinnvoll, plate pinchers, hex holds und wrist rolls regelmäßig in das Training einzubauen. Mit entsprechenden Gewichten können Sie so gezielt die Handmuskulatur stärken und das Training je nach Bedarf stetig steigen. Auch chin ups und push ups sorgen für mehr Power und eine gestärkte Unter- und Oberarmmuskulatur.

Stickhandling trainieren

„Fünf Minuten, fünfmal die Woche“, rät Coach Jouni Lehtola vom Hockey Club Dallas. Für ihn ist das Stickhandling, also die Stocktechnik, von entscheidender Bedeutung im Training. Dafür gibt er seinen Spielern regelmäßig die Hausaufgabe, ihre Fertigkeiten zu verbessern.

Dass Sie das auch ganz einfach zuhause, unterwegs oder zwischendurch mit einem Mini-Stick trainieren können, sorgt für Effektivität. Wiederholung ist hier nämlich das entscheidende Stickwort: Nur so kann sich der Muskel an eine bestimmte Bewegung erinnern und sie später auf dem Eis auch in stressigen Situationen wieder korrekt abrufen. Gutes Stickhandling hilft, die Scheibe vor dem Schuss in die optimale Position zu bringen und den Schuss selbst bestmöglich zu kontrollieren.

Ganzheitliches Workout für Eishockey-Spieler

Um Schusskraft und Technik gezielt verbessern zu können, ist ein ganzheitliches Krafttraining für jeden ambitionierten Eishockeyspieler unerlässlich. Dabei ist es wichtig, nicht nur die Arme (Trizeps) und Beine, sondern auch den Rücken zu trainieren und natürlich die Koordination zu schulen.

Ein umfassendes Eishockey-Workout kann zum Beispiel Kniebeugen für kräftige Beine enthalten. Für Brust und Trizeps dagegen eignet sich das sogenannte Bankdrücken mit Kurzhanteln besonders gut. Beine, Gesäß und Rumpf kräftigen Sie effektiv mit einer Kombination aus Step-Ups und einem Ausfallschritt. Und um optimal auf harte Zweikämpfe auf dem Eis vorbereitet zu sein, können Sie den Seitstütz mit Rumpfrotation ausführen.

Wie ein gezieltes, funktionelles und vor allem wirksames Eishockeytraining aussehen kann, das gleichzeitig auch noch Spaß macht, zeigen hier die Spieler vom EHC Red Bull München.

Von nichts kommt nichts!

Die richtige Schusstechnik im Eishockey erlernt man nicht von heute auf morgen. Hier gilt wie bei den meisten Sportarten der Grundsatz „Übung macht den Meister“. Oder wie Matthias Plachta es genannt hat: schießen, schießen, schießen.

Wenn Sie also Ihre Schusstechnik verbessern möchten, müssen Sie regelmäßig auf dem Eis und am Boden üben. Dabei sollten Sie aber auch ein ganzheitliches Krafttraining nicht außer Acht lassen. Trainieren Sie gezielt Ihre Bein-, Arm- und Rückenmuskulatur, um so die oftmals harten Zweikämpfe auf dem Eis für sich entscheiden zu können.

Wenn Sie wissen möchten, wie sich die Adler Mannheim mit einem effektiven Sommertraining fit halten oder wie man Eishockeyregeln einfach erklären kann, werfen Sie doch einmal einen Blick in unser Magazin.

Und wenn Sie mit dem Gedanken spielen, für Ihre Mannschaft die Eishockeytrikots selbst zu gestalten, finden Sie bei owayo eine große Produktauswahl und zahllose Designvorlagen.

Fotos: Titelbild: © gettyimages/Dmytro Aksonov, Bild 1: © gettyimages/gilaxia, Bild 2: © gettyimages/Dmytro Aksonov

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